Interview mit Benni: TYPO3 für alle!

Die meisten Leute mit einem TYPO3-Hintergrund kennen meinen Namen, weil ich Tag und Nacht mit TYPO3 arbeite. Aber eigentlich arbeite ich für eine Firma b13.com, wo wir webbasierte Lösungen für Kunden auf der ganzen Welt entwickeln. Die meiste Zeit arbeiten wir mit TYPO3.

Damals, 2003, habe ich als Redakteur mit TYPO3 angefangen, um nebenbei Geld zu verdienen, um meine Rechnungen zu bezahlen. Danach habe ich bei einer IT-Firma gearbeitet, die Websites mit einem Java-basierten CMS erstellt hat, aber sie sind langsam zu TYPO3 übergegangen. Ich lernte viel über die Verwendung von TYPO3 als Integrator. Doch 2006 - in Erwartung des nächsten TYPO3-Releases - wandte ich mich an Ingmar Schlecht (der damalige Release Manager, toller Typ!). Ich fragte ihn, ob der geplante "AJAX-basierte Seitenbaum" es in TYPO3 v4.1 schaffen würde. Er antwortete mit "es hat sich noch niemand gemeldet, willst DU es machen?", und so begann alles für die Core-Entwicklung. Ich hatte überhaupt keine Ahnung von der Core-Entwicklung, habe es aber trotzdem versucht.

Hauptsächlich plane und steuere ich das Produkt und die Entwicklung desselben. Aber ein großer Teil meiner Beiträge zu TYPO3 dreht sich natürlich um den Kontakt zu den verschiedenen Stakeholdern und Entwicklern. In meiner täglichen Arbeit identifiziere und behebe ich Bugs, die mit TYPO3 und unserer Infrastruktur zu tun haben. Letztendlich bin ich (zusammen mit Oliver Hader) derjenige, der für neue TYPO3-Versionen verantwortlich ist, also bin ich derjenige, der neue TYPO3-Versionen veröffentlicht.

Aus einer geschäftlichen Perspektive: Meine Firma hat sich 2015 entschieden, "all in" mit TYPO3 zu gehen und sich nur noch auf TYPO3 zu fokussieren, keine anderen CMSes oder Open Source Lösungen mehr. Seitdem geht es vor allem aufwärts, weil man im Arbeitsalltag nicht mit anderen Technologien abgelenkt wird und effizienter wird. 2018 ist b13 auf eine globale, lösungsorientierte und englischsprachige Kommunikationsstrategie umgestiegen, die sich auszahlt. Also für alle Geschäftsleute: Es geht darum, sich zu engagieren, an das Produkt zu glauben und an der Weiterentwicklung von TYPO3 mitzuwirken.

Ich bin sehr froh und glücklich, dass TYPO3 immer noch um die Ecke ist. Das bestärkt mich in meinem Gefühl, dass das Fundament, das Kasper Skaarhoj mit seinen Ideen und Konzepten aufgebaut hat, weiterhin Bestand haben wird. Um ehrlich zu sein, habe ich das damals im Jahr 2010 nicht erwartet, aber heute bin ich zuversichtlich, dass TYPO3 auch im Jahr 2030 noch im Einsatz sein wird.

Ich kann nur für mich selbst sprechen, aber ich bin mir zu 100% sicher, dass TYPO3 sich zu einem einfacheren und leichter zu bedienenden Content Management System entwickeln wird, was TYPO3 zu einem CMS für jedermann machen wird, ein Anspruch, den ich im Juli 2020 geprägt habe. TYPO3 soll tatsächlich für jedermann nutzbar sein, ohne dass man Workshops besuchen muss, um zu verstehen, wie man es benutzt oder wie man Websites erstellt. Wie Sie sich vorstellen können, ist eine Vision etwas, das nicht von heute auf morgen passiert, aber ich definiere sie eher als "das Licht am Ende des Tunnels".

Erstens: Ich glaube nicht, dass TYPO3 einen geringen Marktanteil hat. Der Markt ist einfach RIESIG! Wenn ich Hunderttausende von Installationen sehe, hat jede Änderung, die ich vornehme, einen Einfluss auf Millionen von Redakteuren! Und das ist kein Verdienst von mir, sondern von der TYPO3-Community, die so viele coole Webanwendungen damit baut. Ich glaube aber, dass wir es verpasst haben, konkrete Lösungen für die Entscheider zu finden. Das mag daran liegen, dass es in unserer Community viele Techies gibt, die an ihrem eigenen Juckreiz kratzen (mich eingeschlossen), was gleichzeitig auch eine große Stärke ist.

Ich glaube, es liegt nicht am Code, sondern an den tatsächlichen Lösungen, die TYPO3 bietet - es gibt so viele Anwendungsfälle für TYPO3, die die Leute einfach nicht kennen. Wir erzählen diese Geschichten nicht. Ein Beispiel: Die Konferenzen von TYPO3 sind für Agenturinhaber und Community-Mitglieder gedacht, aber nicht für "Hey, alle Künstler, die ihre eigene Website mit TYPO3 erstellt haben, treffen sich zu einem Meeting", dabei gibt es so viele Facetten rund um die Nutzung von TYPO3, es ist einfach unglaublich. Ein Teil davon wird von den Universitäten mit dem Akademischen Komitee abgedeckt, aber ich denke, es gibt 100 weitere Bereiche, die wir angehen könnten. Es fehlt uns also eine positive Kommunikation nach außen, was TYPO3 bereits mit TYPO3 v10 kann.

Das sind zwei Themen für mich: Ich baue und pflege TYPO3 weiter, weil es ein Bedürfnis in mir erfüllt, es ist also wirklich auf einer persönlichen Basis. Was es "erfolgreich" macht, ist nicht nur die Person, die das Tool baut, sondern wenn andere ihr Leben durch die Nutzung dieser Open Source Software einfacher machen können.

Ich bin froh, dass die Leute innerhalb der TYPO3-Community und der TYPO3 Association dies als Priorität setzen. Man braucht aber auch lokale Akteure, die sich engagieren: Wie bei TYPO3 im Jahr 2002, als es in Deutschland an Popularität gewann, braucht man immer First Mover, die begeistert sind, zu lernen und neue Dinge auszuprobieren.

Es ist großartig zu sehen, dass T3Planet einen Platz innerhalb des TYPO3-Ökosystems füllt, der vorher nicht vorhanden war. T3Planet hilft Menschen, schnelle und gemeinsame Lösungen für ihre Probleme zu finden, die bereits von anderen gelöst wurden!

PHP ist vielleicht nicht bei allen Entwicklern beliebt, aber es ist sicherlich erfolgreich und weit verbreitet. Ich denke, PHP ist Teil der DNA von TYPO3, und das aus gutem Grund.

Erweiterungen. Ohne Extensions wäre TYPO3 nie so flexibel und skalierbar gewesen, um für so viele verschiedene Anwendungsfälle erfolgreich zu sein: Denken Sie nicht nur an multinationale Websites, sondern auch an kleinere Websites, Intranet-Lösungen, E-Mailer oder Marketing-Aggregations-Plattformen, die von TYPO3 im Hintergrund betrieben werden. Sie sind es nicht.

Das Schwierigste für mich in den letzten Jahren ist der schnelle Aufstieg und Fall von JavaScript-Frameworks und Build-Tools. Das passt einfach nicht zu einer Langzeit-Strategie von TYPO3, bei der wir sicherstellen wollen, dass das System gewartet wird, ohne ständig Bibliotheken aktualisieren zu müssen. Das ist einer der Gründe, warum wir keine Frameworks wie React, Angular oder Vue.js eingebunden haben. Eine solche Bibliothek einzubinden ist machbar, aber sie über Jahre hinweg aktuell und stabil zu halten ist eine andere Geschichte.

Mein Freund Daniel Goerz hat sich mit usetypo3.com einen Namen gemacht - ein großartiger Blog mit super-detaillierten Referenzen, der anspruchsvolle TYPO3-Funktionen so erklärt, dass sogar Leute wie ich sie verstehen können! Natürlich gibt es auch auf b13.com/blog weitere Einblicke in TYPO3. Aber StackOverflow ist eine großartige Ressource, wenn Sie Hilfe brauchen.

Ja, natürlich! Der Beitrag besteht nicht nur aus der Entwicklung, das ist das Wichtigste. Meine UX-Kollegen haben tolle Designs und Konzepte für das TYPO3 Backend erstellt, und das ist ihr Beitrag zu TYPO3. Wenn man nur Entwickler hat, verpasst man vielleicht die wichtigsten Teile.

Es gibt kein anderes Lieblings-CMS als TYPO3, aber ich bin froh, Lösungen wie Sulu zu sehen, die auf den Schultern von Giganten wie Symfony stehen, um ein sehr flexibles CMS für Entwickler zu bauen, mit dem sie arbeiten können.

Familie, Freunde, Espresso und Jesus.